Der Schock sitzt tief: Für November 2021 hat das Statistische Bundesamt den stärksten Anstieg der Baukosten seit 51 Jahren festgestellt. Um sage und schreibe 14,4% lagen die Neubaukosten für konventionell gefertigte Wohngebäude in dem Monat höher als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Im Vormonat lag die Erhöhung bei 12,6%. Auslöser der Kostenexplosion sind die aktuell stark gestiegenen Preise für bestimmte Baumaterialen sowie – in geringerem Ausmaß – die Rücknahme der befristeten Mehrwertsteuersenkung aus dem Vorjahr. Ohne die Mehrwertsteuersenkung hätte der Preisanstieg rein rechnerisch immer noch 11,6 % betragen, schreiben die Statistiker.
Grund für den Anstieg sind weniger die Personal- als vielmehr die Materialkosten. Denn bestimmte Baumaterialen sind knapp und das treibt den Preis. Gemäß der Mitteilung des Statistikamts schlüsseln sich die größten Kostentreiber wie folgt auf:
- Zimmer- und Holzbauarbeiten +38,9%
- Sielbauarbeiten + 18,2%
- Dachdeckerarbeiten +17,1%
- Klempnerarbeiten +16,8%
- Betonarbeiten +16,5%
- Estricharbeiten +15,6 %
- Ausbauarbeiten +13,5%
Explodierende Materialkosten treiben die Baukosten
Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie schreibt in einer Mitteilung dazu: „Alles, was mit Holz, Metallen oder Ölprodukten zu tun hat, ist deutlich teurer geworden.“ Das betrifft somit vor allem klassische Baumaterialien wie Holz, Betonstahl- und Stahlmatten oder Bitumen sowie Dämmstoffe. Am ärgsten sind die Preisanstiege beim Bauholz. Eine baldige Entspannung an der Preisfront ist nach Einschätzung von Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer nicht zu erwarten. Dem Hamburger Abendblatt sagte er: „Bauen wird zukünftig teurer werden, nicht nur weil die Löhne steigen, sondern weil die Preise für Materialien steigen. Es zeichnet sich schon jetzt ab, dass die Preise – selbst bei einer Entspannung bei den Materialengpässen – nicht wieder vollständig auf das Vorkrisenniveau sinken werden.“
Wie Der Spiegel berichtet, kletterte der Preis für Konstruktionsvollholz binnen einem Jahr um 83,3 Prozent, der für Dachlatten um 45,7 Prozent und der für Bauholz um 38,4 Prozent. Laut Spiegel befeuern auch die Preise für Stahl die Kosten. So kostete Betonstahl 2021 rund 44 Prozent mehr als ein Jahr. Hauptgründe für die anziehenden Holz- und Stahlpreise sehen die Statistiker in der steigenden Nachfrage im In- und Ausland sowie in Problemen in der Lieferkette während der Coronapandemie. Das Handwerk gibt die höheren Kosten in der Regel an die Kunden weiter.
Knappheit führt zu Verzögerungen auf den Baustellen
Die Knappheit an wesentlichen Baumaterialen hat bereits auf vielen Baustellen zu Verzögerungen geführt. Bauherren warten teils Monate auf die Ausführung von Dacharbeiten, weil für Dachstuhl, Gauben oder Verkleidungen kein Bauholz zu vertretbaren Preisen zu bekommen ist. Auch die klimafreundliche Dämmung von Gebäuden, die aktuell jedoch nicht weiter von der Bundesregierung gefördert wird, gerät ins Stocken.
Und noch ein Problem folgt aus der Preisspirale: Auf den Baustellen häufen sich immer mehr Diebstähle von Material. Wurden früher vor allem Geräte entwendet, haben es Kriminelle zunehmend auf Konstruktivholz, Dämmmaterial und Sielrohre abgesehen.
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