Der Tod eines Angehörigen ist für die meisten Menschen ein schmerzhafter Einschnitt. Durch ein Erbe kann sich zumindest die persönliche wirtschaftliche Lage verbessern. Doch falls das Erbe maßgeblich oder gar vollständig aus einer oder mehreren Immobilien besteht, kann eine in vielerlei Hinsicht belastende Situation entstehen. Denn nicht jede vererbte Immobilie erweist sich als Vorteil. Ob man ein geerbtes Haus selbst bewohnt, vermietet oder verkauft, ist eine bedeutende Entscheidung – und oft keine einfache. Unter Umständen kann es ratsam sein, eine geerbte Immobilie zu verkaufen. Hier sind sieben Warnsignale, die darauf hinweisen, dass ein Verkauf die bessere Lösung sein könnte.
Lesen Sie vorab bei Bedarf gern unseren ausführlichen Blogbeitrag „Haus erben – Was Sie nun unbedingt beachten sollten“.
1. Sanierungsstau und hohe Instandhaltungskosten
Alte oder schlecht gepflegte Immobilien benötigen oft umfangreiche Renovierungen. Wenn die Kosten für Instandhaltung und Modernisierung das Budget übersteigen oder die zu erwartende Rendite übertreffen, sollte ein Verkauf in Erwägung gezogen werden. Besonders bei Altbauten kommen häufig ungeplante Kosten hinzu, sei es für die Erneuerung der Dachbalken, der Elektrik oder der Heizungsanlage. Solche Ausgaben können nicht nur die Finanzen belasten, sondern mindern auch den Wert der Immobilie, wenn sie vernachlässigt werden.
Tipp: Erstellen Sie eine Aufstellung der zu erwartenden Reparaturen und deren Kosten und vergleichen Sie diese mit den möglichen Einnahmen.
2. Lage in einer strukturschwachen Region
Die Lage einer Immobilie spielt eine entscheidende Rolle für ihren langfristigen Wert. Befindet sich das geerbte Objekt in einer Region, in der die Bevölkerung abnimmt, die Arbeitslosenquote hoch ist oder die Nachfrage nach Immobilien gering ist, kann es schwer sein, dort eine angemessene Rendite zu erzielen. Der Wert einer Immobilie in solchen Gebieten kann stagnieren oder sogar sinken.
Tipp: Recherchieren Sie die Marktentwicklung der Region und prüfen Sie, wie sich die Lage auf den künftigen Wert auswirken könnte.
3. Emotionale Belastung und Streitigkeiten innerhalb der Familie
Komplizierter wird es, wenn mehrere Erben beteiligt sind und unterschiedliche Vorstellungen zur Nutzung haben. Womöglich möchte eine Person die Immobilie behalten und selbst nutzen? Andere Erben sehen eher Probleme, darin die Immobilie langfristig zu halten? Solche Erbstreitigkeiten können sich lang hinziehen und Beziehungen belasten. Im schlimmsten Fall gehen familiäre Beziehungen ganz zu Bruch. Lesen Sie dazu unseren Ratgeber für Erbengemeinschaften. Ein Verkauf kann in solchen Fällen helfen, eine klare Lösung zu schaffen und Streit in der Familie zu vermeiden.
Tipp: Klären Sie in einem offenen Gespräch die Vorstellungen und Erwartungen aller Beteiligten und erwägen Sie den Verkauf als Möglichkeit zur Konfliktlösung. Diese Checkliste hilft ihnen, die wirtschaftlichen Verhältnisse einer zu vererbenden Immobilie zu ermitteln.
4. Steuerliche Belastungen und Erbschaftssteuer
Die Erbschaftssteuer auf Immobilien kann hoch ausfallen, besonders bei wertvollen Objekten. Je nach persönlichem Steuersatz und Freibetrag kann die Steuerlast erheblich sein. In vielen Fällen sind Erben gezwungen, die Immobilie zu verkaufen, um die Steuer zu zahlen. Auch laufende Steuern wie die Grundsteuer sollten bedacht werden. Ein Verkauf kann hier eine sinnvolle Lösung sein, um nicht in eine finanzielle Schieflage zu geraten.
Tipp: Informieren Sie sich über mögliche Steuerbelastungen und lassen Sie sich bei Bedarf von einem Steuerberater unterstützen.
5. Die Immobilie passt nicht in die eigene Lebensplanung
Eine Immobilie zu besitzen bedeutet Verantwortung. Wer ein geerbtes Haus als Zweitimmobilie betrachtet, muss Zeit und Geld für dessen Pflege aufwenden. Besonders, wenn die Immobilie weit entfernt vom eigenen Wohnort liegt, kann dies zur Herausforderung werden. Wenn Sie selbst keine Nutzungsperspektive sehen und auch kein Interesse daran haben, die Immobilie zu vermieten, könnte ein Verkauf die beste Lösung sein.
Tipp: Überlegen Sie, ob und wie die Immobilie in Ihre Pläne passt. Wenn Sie langfristig keine Nutzungsmöglichkeiten sehen, ist der Verkauf eine sinnvolle Option.
6. Hoher Aufwand für Verwaltung und Vermietung
Eine vermietete Immobilie bringt regelmäßige Einnahmen, bedeutet aber auch Aufwand. Als Vermieter müssen Sie sich um die Verwaltung, Instandhaltung und Mietersuche kümmern. Zudem besteht das Risiko, dass Mieteinnahmen ausbleiben, Reparaturen erforderlich werden oder Mietstreitigkeiten auftreten. Für Menschen, die wenig Zeit oder keine Erfahrung in der Verwaltung von Immobilien haben, kann dies überfordernd werden.
Tipp: Prüfen Sie, ob der potenzielle Aufwand die erwarteten Erträge rechtfertigt. Besonders bei Altbauten oder problematischen Mietmärkten kann ein Verkauf sinnvoll sein.
7. Fehlende Emotionale Bindung
Für viele ist das Behalten einer geerbten Immobilie auch eine Frage des emotionalen Wertes. Wenn Sie jedoch keine persönliche Bindung zu der Immobilie haben, kann ein Verkauf sinnvoller sein. Wer in die Immobilie nicht „emotional investiert“ ist, wird auch nicht dazu geneigt sein, viel Zeit oder Energie in deren Erhalt zu stecken. Ohne diese Verbindung kann die Pflege des Hauses zur lästigen Pflicht werden.
Tipp: Reflektieren Sie ehrlich, welche Rolle das Erbe für Sie spielt. Ein unbelasteter Abschied von der Immobilie kann sich am Ende sogar befreiend anfühlen.
Fazit: Eine geerbte Immobilie verkaufen oder behalten?
Die Entscheidung, eine geerbte Immobilie zu verkaufen oder zu behalten, ist oft komplex und persönlich. Ein Verkauf kann eine gute Wahl sein, wenn mehrere der genannten Warnsignale auf Ihre Situation zutreffen. Wichtig ist, dass Sie eine Entscheidung treffen, die sowohl Ihren finanziellen Interessen als auch Ihrem Wohlbefinden entspricht. Bevor Sie jedoch den Verkauf anstoßen, sollten Sie alle Möglichkeiten und Alternativen gründlich prüfen und sich gegebenenfalls professionell beraten lassen.
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